Kurz nachdem man den Tizi-n-Tichka überquert hat, geht eine kleine Stichstraße nach links ab. Hier fährt man durch ein langgezogenes Tal über eine gute Piste, überquert in dem rotlehmigen Gelände etliche trockene Flußläufe und passiert auch 2 Dörfer. In einem Dorf standen und gingen
etwa 20 Jungen auf der Straße. Sie machten böse Gesichter und
drohten mir mit den Fäusten als ich vorbeikam. Einige versuchten
auch die Türen zu öffnen oder auf dem Kotflügel mitzufahren. Vielleicht sind die sauer, dass die 10 Touristen, die vielleicht am Tag durchkommen, alle nur auf dem Weg nach Telouet weiterfahren, ohne zum Bakchischverteilen anzuhalten. Besonders einladend haben sie es aber nicht gemacht. In Telouet ist
die schöne und abgelegene Situation des Dorfes in dem Hochtal
sehenswert und natürlich die Kasbah Glaoui. Auf dem Hauptplatz des
kleinen Dorfes stellte ich mein Auto neben den Brunnen und ging mit
einem in blauen Turban und weißer Dschellabah nach Tuareg-Art
gekleideten Berber zur Burg hinauf. Si Thami Glaoui war der
letzte Stammeschef der Glaouis, der die Burg Ende des
19. Jhs. erbauen ließ. Allein an der Innenausstattung
sollen mehr als 300 Handwerker über drei Jahre lang gearbeitet
haben. Nach der Enteignung des Caid Glaoui, der zugleich auch
Pascha von Marrakesch und unermeßlich reich war, wurde die
Burg nicht mehr bewohnt und zerfiel zusehends. Tatsächlich ist
die Ruine noch vor wenigen Jahren wesentlich besser erhalten
gewesen. Ich habe im Internet mal eine Gegenüberstellung aus den
80er Jahren mit dem heutigen Zustand gesehen. Vor 20 Jahren waren
die meisten Häuser noch intakt. Aber heute stehen von vielen der
einfacheren Nebenbauten in der Burganlage nur noch die Mauern und
die verfaulten Dachbalken liegen im Innern der Räume. Von der Unesco
gibt es Geld zur Renovierung, aber zu wenig. Die Lehmbauweise der
Berber, die sich so sonst nur noch im Jemen findet, hält in den
Sommermonaten gut, aber die Regengüsse im Winter setzen den Mauern
zu und deshalb werden in bewohnten Lehmgebäuden jedes Frühjahr
die Winterschäden ausgebessert.
Im Innern der Burg gibt es noch einige Räume, die wundervoll erhalten sind. Dort finden sich ornamentale Zierschnitzereien aus Zedernholz, Teilwandbespannungen aus Seide, Mosaiken aus winzigen Kachelsteinchen und schmiedeeiserne Fenstergitter. Leider geben meine Fotos das
alles nicht so recht wieder. Der Führer hat mir richtig Zeit
gelassen und ich konnte mir nach Belieben alles anschauen. Er sprach
Englisch und hat mir auch vieles erklärt. Diese Burg ist nur in
Begleitung eines Führers zu besichtigen.
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Mein Führer heißt Ali
Abdoullah und lud mich nach der Besichtigung zum Tee ein. Dabei
stellte er mich seinem Bruder Alla (?) vor: Alla spricht perfekt
deutsch! Er war bereits mehrfach bei uns, um Teppichausstellungen zu
organisieren. Die Abdoullahs sind eine große Familie mit
funktionierenden Handelsbeziehungen bis jenseits der Wüste. Ich
bekam Teppiche und Kleidungsstücke und Antiquitäten gezeigt, die sie
noch heute regelmäßig per Kamel- und Dromedarkarawane aus Mali
importieren und dann ab Telouet und Marrakesch weiter verkaufen.
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